02.04.2014

"Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban"

Am 27.03.2014 lud das Fanprojekt Erfurt den ehemaligen RWE-Spieler Marcus Urban zu einer Buchlesung ein.


 

v.l.: Thomas Müller, Marcus Urban, Jan Schäfer, Kathrin Schuchardt

 „Stellen sie sich vor, ich gebe ihnen einen Apfel und sage Ihnen sie dürfen ihn nicht essen.“

Mit dieser Metapher verglich Marcus Urban seine damalige Lebenssituation. Er musste über viele Jahre seine sexuelle Neigung verstecken. Am 27.03.2014 lud das Fanprojekt Erfurt den ehemaligen RWE-Spieler zu einer Buchlesung ein. Marcus las aus seiner Biografie "Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban" vor und erzählte von seinen früheren Erlebnissen. Der 1971 geborene Weimarer wechselte mit 13 Jahren auf das Sportgymnasium nach Erfurt. Er agierte als DDR-Jugendnationalfußballspieler in verschiedenen Altersklassen und spielte neben späteren Profis wie Bernd Schneider, Frank Rost und Thomas Linke.

Obwohl er hohes Potenzial aufwies und als eines der größten Talente galt, wurde er seinen Leistungen nicht gerecht und fiel eher durch Aggressivität im Spiel auf. Zunehmend wurde er unzufriedener mit sich selbst und seinem Umfeld, bis er schlussendlich seine Profikariere beendete, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Sein Mediales Coming-Out hatte er 2007, obwohl sein Persönliches schon über 10 Jahre zuvor stattfand.

Während der Lesung wurden nicht nur persönliche Ereignisse, wie sein Auslandssemester in Neapel, angesprochen, sondern auch öffentliche Begebenheiten. So wurde zum Beispiel auch über den englischen Profispieler Justin Fashanu und über den Schiedsrichter John Blankstein geredet. Fashanu war der erste Fußballspieler aus dem Profibereich der sich outete und das noch während seiner laufenden Karriere. Aufgrund der  ihm entgegengebrachten Homophobie erhängte er sich einige Jahre später. John Blankstein wurde aufgrund seiner Neigung für die WM 1990 in Italien gestrichen. 

Die Lesung war Teil einer gemeinsamen Reihe der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und des Ansprechpartners für Anti-Diskriminierung, Michael Panse (TMFSG). Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion mit den Teilnehmern Thomas Müller, Marcus Urban und Jan Schäfer (Leiter Nachwuchsleistungszentrum FC Rot-Weiß Erfurt) statt. Moderiert wurde die Diskussion durch Kathrin Schuchardt.

Auch die 25 Besucher zeigten reges Interesse an dem Thema. Besonders freuten wir uns über einige Gäste aus der Fanszene.

Es wurde über Leitbilder und – Gedanken diskutiert und wie man Beschimpfungen und Ausgrenzung entgegenwirken kann.

Man kam zu dem Fazit, dass immer noch viel zu wenig Aufklärungsarbeit gegen Homophobie betrieben wird.

 

 

Gerade im Profibereich ist es wichtig sich frei zu entfalten, da man den Druck und die Belastung  sonst noch stärker spürt. Leider ist es noch ein langer Weg bis zu diesem Punkt. Diese Buchlesung könnte zumindest ein Anfang sein, um auf dieses Problem hinzuweisen. Wir sind daher der Meinung, dass diese enorm wichtige Aufklärungsarbeit noch mehr betrieben werden sollte.

Das Fanprojekt Erfurt bedankt sich recht herzlich bei allen Teilnehmern für diese gelungene Veranstaltung.