25.06.2015

Bildungreise nach Israel


 

In den letzten Jahren konnten die Mitarbeiter des Fanprojekts wiederholt wahrnehmen, dass innerhalb der Erfurter Fußballfanszene ein immanentes Interesse an der aktiven Auseinandersetzung mit anderen Kulturen, sowie der Geschichtsaufarbeitung – insbesondere an der des Holocausts - besteht. 

Das Jahr 2015 ist daher ein ganz besonderes Jahr – weltweit wird an das 70 jährige Jubiläum des Kriegsendes und an die Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht. Zusammen mit dem Besuch der Gedenkstätte des KZ Auschwitz im Januar, stellt die gemeinsam mit dem Fanprojekt Halle durchgeführte Bildungsreise nach Israel in diesem Jahr einen bedeutenden Beitrag zur Antidiskriminierungs- und Bildungsarbeit des Fanprojekts Erfurt dar. Die Fahrten nach Polen / Auschwitz und Israel / Yad Vashem versprechen positive Impulse für die Entwicklung des Demokratie- und Toleranzverständnisses innerhalb der Fankultur in Erfurt.

Die Idee eine gemeinschaftliche Bildungsreise in dieses kulturell vielfältige Land im Nahen Osten mit Fans des HFC und des RWE (und von Lok Leipzig) durchzuführen, ergab sich bereits im Jahr 2014 bei einem Arbeitstreffen der Fanprojekte und hatte die Intention sowohl das vielfältige geschichtliche, kulturelle und religiöse Leben in Israel fühlbar zu machen als auch das freundschaftliche Miteinander beider Fangruppen zu fördern.

Am 4. Juni 2015 traten dann 16 TeilnehmerInnen und 3 Mitarbeiter der Fanprojekte aus Halle und Erfurt die 6-tägige Reise nach Israel an.

Während der Fahrt besuchte die Gruppe eine Vielzahl an historischen Stätten in Israel, sowie die Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem.

Bereits am zweiten Tag standen zunächst die Besichtigung des Bahai Gartens in Haifa, gefolgt von der kulturell vielfältigen Hafenstadt Akko mit dem Besuch der Kreuzritterfestung auf dem Programm. Danach wandelte die Reisegruppe auf den Spuren von Jesus Christus – mit dem Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth, der bedeutenden Wirkstätte Jesu in Kapernaum sowie dem Berg der Seligpreisung. Den Abschluss des Tages bildete eine Rundfahrt auf dem bedeutenden See Genezareth und die Übernachtung in einem traditionellen jüdischen Kibbuz.

Auf diesen abwechslungsreichen Tag sollten am Folgetag gleich noch viel mehr bedeutende Highlights Israels folgen: Nach Süden entlang des Jordantals stellte die erste Station die überlieferte Taufstelle Jesu am Fluss Jordan dar, welcher gleichzeitig in großen Abschnitten die Grenze zu Jordanien darstellt. Als zweiter Höhepunkt des Tages wurde das nahe am Toten Meer gelegene Naturreservat En Gedi mit seinen Wasserfällen besucht, welche bei manch einem Reiseteilnehmer für eine angenehme Abkühlung sorgten, bevor es weiter in die Wüste auf die Felsenfestung Masada – einem UNESCO-Weltkulturerbe –ging. Die  Masada wurde von Herodes erbaut und galt lange Zeit als unneinnehmbar. 73 n.Chr. wurde diese über Monate von römischen Soldaten belagert. Als es den Römern gelang die ersten Mauern zu durchbrechen entschieden sich die fast 1000 jüdischen Widerstandleistende zunächst ihre Familien und danach sich selbst zu töten, um der Sklaverei durch die Römer zu entgehen. Durch diese Entscheidung und Handlung wurde Masada für viele Juden zu einem Symbol für den jüdischen Freiheitswillen.
Bevor es am Abend weiter nach Jerusalem ging, wurde einer kurzer Zwischenstopp am Toten Meer eingelegt, um sich selbst davon zu überzeugen, wie salzhaltig das Wasser ist, welches den menschlichen Körper mühelos trägt und somit ein entspanntes Treiben im Meer ermöglicht.
Nach der Fahrt vom Toten Meer nach Jerusalem sollten alle Reisenden zudem auch erfahren, wie ernst der jüdische Sabbat in Israel genommen wird, denn ein Check-In in die Hotelzimmer in Jerusalem war aufgrund der „verbotenen Arbeit“ erst am späten Abend möglich.

Am vierten Tag beschäftigten sich die TeilnehmerInnen ausführlich mit der Geschichte und den bedeutenden Stätten in Jerusalem – welches in den drei monotheistischen Weltreligionen als Heiligtum gesehen wird: Beginnend mit einer Wanderung vom Ölberg, über den jüdischen Friedhof, ging es zum Garten Gethsemane, in dem Jesus kurz vor seiner Verhaftung zu Gott gebetet haben soll. Ein kurzes Stück spazierte die Reisegruppe auf der bekannten Via Dolorosa bis zur Grabeskirche. Durch verschiedene Viertel der Altstadt (u.a. Armenisches Viertel, Jüdisches Viertel, Muslimisches Viertel) gelangte man zur Klagemauer – mit Blick auf den Tempelberg und den Felsendom mit seiner berühmten golden leuchtenden Kuppel.

Der vorletzte Reisetag in Israel stellte einen der emotionalsten Höhepunkte der gesamten Reise dar: er begann zunächst mit dem Besuch der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem – welches 1953 mit der Intention gegründet wurde, den Opfern gebührend zu gedenken und die Geschichte des Holocaust zu dokumentieren. Auf dem weiträumigen Gelände befinden sich neben dem Museum zur Geschichte des Holocausts, viele weitere Einrichtungen sowie eine Vielzahl von Denkmälern. Eines der für die TeilnehmerInnen am meist emotional bewegenden Denkmäler, stellte das „Children's Memorial“ dar. In diesem werden fünf Kerzen in einem abgedunkelten Raum so reflektiert, dass der Eindruck eines Sternenhimmels entsteht – symbolisch für die 1,5 Millionen ermordeter jüdischer Kinder. Parallel zu diesem Anblick werden Namen, Alter und Heimatland der ermordeten Kinder in der jeweiligen Landessprache genannt.

Im Gegensatz zu anderen Thematisierungen und Erinnerungsorten des Holocausts gelingt es Yad Vashem durch die Fokussierung auf Einzelschicksale (u.a. durch Bilder, persönliche Gegenstände und ergreifende Geschichten), die Besucher besonders zu berühren und einen persönlicheren Eindruck des Schreckens des Holocausts zu vermitteln.

Nachdem die gewonnenen Eindrücke etwas verarbeitet werden konnten, fuhr die Gruppe am Nachmittag weiter nach Bethlehem, im autonom verwalteten Westjordanland. Dort wurde die Geburtskirche Jesus Christus besichtigt und einige Interessierte kamen ins Gespräch mit unserem dortigen palästinensischen Reiseführer. Den Tag rundete am Abend ein fast dreistündiges Gesprächsrunde mit einer in Deutschland geborene Israelin jüdischen Glaubens ab, die den Reisenden alle, zum Teil auch sehr kritischen Fragen, mit einer offenen und sehr herzlichen Art beantwortete.

Die letzten Stunden in Israel verbrachte die Reisegruppe in der zweitgrößten Stadt Israels, Tel Aviv. Nachdem kurz in Jaffa für einige Fotos mit Blick auf die Promenade Tel Avivs gestoppt wurde, u alle TeilnehmerInnen die restliche Zeit bis zum Abflug zur freien Verfügung nutzen. Diese wurde entweder für einen Bummel über den bekannten Carmel-Market oder für einen kurzen Badeaufenthalt am Sandstrand von Tel Aviv genutzt.